Die Basler Fasnacht wurde auf die Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit der UNESCO aufgenommen. Dies galt es zu feiern. Wir Basler wissen, wie man diszipliniert über die Stränge schlägt.
Die Kundenhalle der UBS am Bankverein war berstend voll. Piccolo- und Trommelklänge drangen nach draussen. Dies im Dezember. Einen Tag nach Bekanntgabe der Aufnahme auf die Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit der UNESCO fand der «kleine» Apèro statt. Geladen hatte neben dem Fasnachts-Comité auch die Regierungspräsidentin. Begrüsst wurden die Anwesenden von Obmann Christoph Bürgin, welcher allen dankte. Den Fasnächtlern, den Bundesangestellten (welche bei der Eingabe tatkräftig halfen), den Comité-Mitgliedern und auch dem Bundesrat (welcher die Kandidatur unterstützte). Auch Felix Rudolf von Rohr sei gedankt, welcher mit seinem Fachwissen immer zur Seite stand. Die Fasnacht ist schützenswert, aber nicht unveränderbar. Wir tragen weiterhin Sorge zu unserem famosen Hobby, dass wir mit viel Herzblut pflegen., so Bürgin. Christoph Bürgin lüftete noch ein Geheimnis: die Fasnachtsgasse wird kommen. Jedoch erst nach Umbau des Casinos, vis-à-vis vom Fasnachtsbrunnen. Es wurde im Vorfeld gemunkelt, es sei eine Sackgasse (zumindest für Fahrzeuge trifft das zu). Elisabeth Ackermann, ihr Outfit war sogar mit dem Ueligoschdym eines Tambouren abgestimmt, hielt ebenfalls eine Laudatio auf unsere Fasnacht. Wobei ihre von einer hervorragenden Rede unseres Bald-Bundespräsidenten in den Schatten gestellt wurde.
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Freu mi!
Michael Flume
«Neuland»: Von jungen Migranten und ihrem kauzigen Lehrer
Am Zürcher Film-Festival het die jungi Basler Regisseurin Anna Thommen mit iirem Film "Neuland" s "goldigi Aug" für der beschti dütschsproochigi Dokumentarfilm gwunne.
Inere Hauptrolle het au e Stainlemer mitgmacht!
Ein Lehrer aus Leidenschaft wird zum Filmstar
Christian Zingg verhilft jungen Einwanderern an den Brückenangeboten zu einer zweiten Chance
Von Franziska Laur
Basel. Deutschstunde in der Integrationsklasse im Basler Kasernen-Schulhaus: «Wie kann ein Buch sein?», fragt Lehrer Christian Zingg. «Gut oder hässlich ...», sagt ein Schüler. «Hässlich!», sagt Zingg, «nein, hässlich gibt es bei einem Buch nicht.» Lehrer Zingg ist auch der Star im Film der Baselbieterin Anna Thommen.
«Neuland» ist mit dem Solothurner Publikumspreis ausgezeichnet worden, für den Schweizer Filmpreis nominiert und wird am Filmfestival in Berlin gezeigt. Bevor er in die Kinos kommt, ist er also schon zu Ruhm und Ehren gekommen – und mit ihm Lehrer Zingg. «Das geschieht nicht häufig im Leben eines kleinen Schulmeisters», sagt der 58-Jährige.
Ringen um eine Lehrstelle
Wir sitzen im Schulzimmer bei den Nachfolgern der Klasse, die Filmemacherin Thommen in ihrer Dokumentation zu Wort kommen lässt. Da ist die 20-jährige Samire aus Kosovo, die seit drei Jahren hier ist, einen zweijährigen Sohn hat und eine Lehre im Gesundheitsbereich, als Verkäuferin oder Logistikerin machen möchte. «Sie ist sehr engagiert», sagt Zingg. «Sie telefoniert und schreibt Bewerbungen. Das Problem bei der Suche ist, dass sie ein zweijähriges Kind hat.» Viele potenzielle Lehrbetriebe würde das abschrecken, weiss Zingg.
Abukar, 19-jährig, stammt aus Somalia und ist vor zwei Jahren nach einjähriger Reise in die Schweiz gekommen. Seine Lieblingslehrstelle ist Fachmann Betriebsunterhalt für Hauswartungen, doch er ist entmutigt. Poten¬zielle Arbeitgeber erwarten makellose Deutschkenntnisse. «Das ist ein Problem», sagt Lehrer Zingg. «Die Bildung wird immer mehr akademisiert.» Heute spreche man lieber von der Berufsmatur als von Leuten, die wirklich anpacken könnten. «Früher hat man die Menschen angeschaut, jetzt die Prüfungsergebnisse.»
Allein um eine Schnupperstelle zu finden, brauche es unzählige Telefo¬nate, und um sich für eine Lehrstelle bewerben zu können, muss man einen umfangreichen Test ablegen. Zingg weist auf Abukar: «Menschen wie er, die einen solch weiten Weg geschafft haben, die haben unheimliche Qualitäten.» Und er fügt hinzu: «Was nützen alle akademischen Abschlüsse, wenn man niemanden mehr findet, der einem eine Heizung montieren kann? Es herrscht Bildungswahn.»
Pathumporn aus Thailand ist nicht freiwillig in der Schweiz. Ihre Mutter ist mit einem Schweizer verheiratet und hat sie nach Basel geholt. Fünf Jahre hat sie bei Verwandten gelebt, vor zwei Jahren musste sie alles, was ihr lieb war, zurücklassen. «Das gibt es häufig», sagt Christian Zingg, «wenn sich die Mütter hier eingelebt haben, möchten sie ihre Kinder nachholen. Das ist dann häufig mit viel Trennungsschmerz und Heimweh verbunden.»
Da sei er stets froh, dass die jungen Menschen zwei Jahre lang in seiner Integrationsklasse bleiben: «Im ersten Jahr kriegen sie Raum zum Trauern, doch dann müssen sie vorwärts schauen.» Pathumporn hat dieses Gebot befolgt. Sie hat soeben ihre Bewerbungsunterlagen für eine Schnupperlehre als Hauswirtschaftspraktikerin im Spital Laufen geschrieben.
Zwischen Nähe und Distanz
Doch warum unterrichtet Zingg seit über zwei Jahrzehnten an einer Integrationsklasse? «Es ist belebend», sagt er. Es sei eine Gratwanderung zwischen Nähe und Distanz und manchmal gerate er etwas ins Rutschen. Ab und zu passiere es ihm, dass er sich durch eine Geschichte zu sehr berühren lasse. «Aber die Jugendlichen müssen sie ja jemandem erzählen können, und da sind wir Lehrpersonen an den Brückenangeboten wichtige Vertrauenspersonen», sagt Lehrer Zingg. Doch er könne durchaus Klartext sprechen. «Sie müssen wissen, wie es hier zu- und hergeht, auch wenn es manchmal brutal ist.»
Dann erzählt er von diesem unglaublichen Willen, der diese jungen Leute auszeichne, von ihrer Fähigkeit, Demütigungen und Rückschläge hinzunehmen und wieder aufzustehen. «Das müssen sie, es gibt keinen Grund, sich als Opfer zu fühlen», sagt er. Er sei zusammen mit seinen Kollegen und Kolleginnen dafür da, ihnen das Rüstzeug zur Erfüllung dieses Traumes zu vermitteln und ihnen aufzuzeigen, was sie dafür leisten müssen.
Zingg, man spürt es, ist beeindruckt von diesen tapferen Jugendlichen, die durch alle Widrigkeiten hindurchgehen. Schon lange spielte er mit dem Gedanken, einmal über sie einen Film zu machen. «Daher habe ich keine Viertelsekunde gezögert als Anna Thommen auf mich zukam», sagt er. Und selbstverständlich lässt er es sich nicht nehmen, an den Festivals, wo der Film gezeigt wird, mit dabei zu sein, um über die Schicksale der jungen Menschen zu berichten. Gestern ist er nach Berlin gereist.
Premiere des Films «Neuland» am Donnerstag, 20. März, 18.30 Uhr im kult.kino atelier.
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